R.A. The Rugged Man – Legends Never Die

(5/2013)

 

 

„Life is a beautiful thing, you just got to get through it“ ist die erste Weisheit, die dem aufmerksamen Hörer dieses Albums offenbart wird. Also gut, und wie kommt man am Besten durchs Leben? Mit Humor, einer gewissen rotzigen Schlagfertigkeit und guter Musik. Zumindest, wenn man sich an R.A. The Rugged Man hält. „Legends Never Die“ zeigt und kommentiert das Leben von allen Seiten: Die Schönen und die Hässlichen, mal selbstironisch und witzig, mal ernst und angepisst. Aber immer auf überragende Beats und mit einem atemberaubenden Flow, der seinesgleichen sucht. „I don’t need to breathe when I rap: I got gills, fuck lungs!“ Wer nicht weiss, was ich meine, sollte sich dringend „Definition of a Rap Flow“ anhören. Der Song macht seinem Namen alle Ehre.

Back to topic: #Leben. „Life is brutal, but beautiful“, davon kann man sich z.B. In „Still Get Through The Day“ oder in „LearnTruth“ (ft. Talib Kweli(!)) überzeugen. Bei soviel Scheiße in der Welt kann man schonmal die Contenance verlieren: „I’m like cunt pussy slut lick twat lick dick. No, my vocabulary ain’t improved one bit.“ Allerdings! R.A. bleibt sich treu und lässt sich weiterhin auf gewohnt derbste Art und Weise über Politiker und die verhasste Musikindustrie aus. Majorlabels und Kommerz-Rapper hat er ja schon immer besonders gefressen. „Now I can say faggot dick shit rape eat cunt, there are no censorship-issues here, so let’s be blunt.“ Warum auch nicht. Man kann die Dinge ja ruhig mal beim Namen nennen: „You want to see the true racist? Just take a look at Joe Biden!“

Der total verschrobene Filmproduzent, -kritiker, -autor, Regisseur, Box-Experte und eben extrem begnadete Rapper ist glücklicherweise „Hiphop-Artist with a 100% creative freedom“. Nur so sind die aberwitzigen Künstler-Konstellationen, die Kapriolen schlagenden Beats und die versammelte unterstützende Künstlerschar zu erklären. Zu den illustren Gästen zählen neben Brother Ali und Vinnie Paz zum Beispiel Masta Ace mit einem überragenden Verse auf „The Dangerous 3“ und Tech N9ne. Letzterer steht R.A. in Sachen Flow und Geschwindigkeit in nichts nach; für seinen Kumpel Krizz Kaliko hats auf „Holla-Luu-Yuh“ aber leider irgendwie nur für die Hook gereicht. Überhaupt Hooks: Wie hat der Rugged Man es bloß geschafft, dass die vermeintlichen Opern-Sängerinnen so dermaßen versautes Zeug für ihn trällern? Das ist nicht nur schwer unterhaltsam, sondern klingt auch noch verdammt gut, wenn die Ladys losschmettern.

Das kann dann schonmal orchestral ausarten: Operngesänge treffen auf Streicher, Beatbox, Scratches und Rap. Manchmal sind sie vielleicht ein bisschen überladen, insgesamt aber unglaublich abwechslungsreich: Bangerbeats. Ein ganzes Album voller „Underground Hitz“, R.A.s Werkschau. Egal ob deeper Song über die eigene Vater-Sohn-Beziehung, Oldschool-Technikabfahrt, Kopf-Hoch-Song, messerscharfe Beobachtung von Alltäglichem, Tourette-artige Schimpftirade oder einfach nur Sexkram: der Mann kann alles am Ball.

„Too much lyricism to digest, I do it on purpose. Two of my bars is more lyrical than two of your verses.“ In diesem Sinne: Album des bisherigen Jahres!

Kaufen!

Und wer mir immer noch nicht glaubt:

laut.de-Albumrezension

R.A. the Rugged Man-Lyrics und Wettbewerb auf rapgenius.com

Und meine eigene Rezension bei Beat!, der HipHop-Sendung auf detektor.fm!

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