Monthly Archives: Februar 2015

Robda Das dicke R Die dicken Bars

Robda – Die dicken Bars & das dicke R

Bis vor ganz Kurzem hatte ich noch nie etwas von Robda gehört. Jetzt freue ich mich sehr darüber, dass sich das geändert hat. Ich durfte ihn für die JUICE sogar interviewen und muss sagen, dass er ein extrem angenehmer Gesprächspartner war. Ich habe selten einen so intelligenten und entspannten Rapper getroffen. Außerdem ist er Kung Fu-Lehrer und leitet zwei Schulen in Deutschland. Als Newcomer sollte Robda aber auf keinen Fall bezeichnet werden: Über 15 Jahre Rap-Erfahrung befähigen ihn zu dem lässigsten Flow in Deutschland und dem wohl verkifftesten Album seit „Temples of Boom“. „Ich war immer da, nur gesehen hast Du mich nicht/Ich war auf den Jams mit Kapuze im Gesicht/Ich stand ganz hinten bei den B-Boys in der Ecke/Mein Rap weiß, wo du wohnst und poliert dir deine Fresse.“ Warum Kung Fu, fernöstliche Spiritualität sowie Money, Weed und Bitches kein Widerspruch sein müssen, könnt ihr dann in der kommenden JUICE lesen. Bis dahin, beziehungsweise bis „Das dicke R“ kommt,  muss dieser Ohrwurm und Monsterbass als Vorgeschmack genügen:

„Ich bin wahrscheinlich der unbekannteste Rapper, mit dem Du je gesprochen hast,“ eröffnet Robda unser Interview. Was definitiv nicht an der Qualität seiner Musik liegt. Ganz im Gegenteil: Dass Robda seit über 15 Jahren rappt, merkt man sofort. Bisher hat er aber hauptsächlich im gar nicht so stillen Kämmerlein musiziert. Außerdem war er anderweitig beschäftigt. Zum Beispiel damit, Kung Fu-Lehrer zu werden und zwei Kampfsportschulen zu gründen. Jetzt endlich sind er und die Zeit aber mehr als reif für sein Debüt-Album „Das Dicke R“.

Soviel sei schon mal verraten: Es ist wirklich dick geworden. Die allesamt von Robda selbst produzierten Beats wummern nicht nur tiefer, als die Polizei erlaubt – sie bieten nebenbei auch den perfekten Klangteppich für Robdas in sich ruhende, melodiöse Vortragsweise. Viel entspannter als er kann man nicht rappen. Viel besser auch nicht: Dem Dicken R merkt man seine Freestyle-Erfahrung und das regelmäßige Cyphern mit Freunden deutlich an. Genau wie den Spaß an der Sache: Dass Robda dieses Rap-Ding liebt, kann niemand anzweifeln, der das Album gehört hat.

[Erster Text-Entwurf für den JUICE-Artikel. Bis auf das Eingangs-Zitat habe ich aber eigentlich alles nochmal umgeschmissen]

ALLGOOD wissen auch Bescheid:

Xatar, Haftbefehl, Hanybal & AK

Xatar, Haftbefehl, Hanybal & AK

Gangster-Rap regiert, wie man so schön sagt. Wer das anzweifelt, möge einen Blick auf letztes Jahr werfen. Es geht aber auch 2015 heiter weiter. Xatar ist nämlich zurück, und zwar „fully reloaded“. Frisch aus dem Knast („Kommt bloß nicht Gefängnis!“) werden Shisha-Rapper ge-Bud Spencert, dass es eine wahre Freude ist – ganz ohne Star Wars-Beats. Der Alles Oder Nix-Chefe Xatar genießt die neu gewonnene Freiheit im Video zu „Original“ dann auch in vollen Zügen und tobt sich ordentlich in Abu Dhabi aus. Warum das nicht nur extrem unterhaltsam und ein guter Rap-Song, sondern auch noch total relevant ist, erklärt euch Sascha via Das Wetter. Das Magazin für Text und Musik präsentiert jetzt nämlich geilerweise sogar die Tour des Babas (aller Babas). „Weil das ’ne Regel ist.“ Xatar, ich mag Dich.

Hanybal ballert derweil unermüdlich ein Video nach dem anderen zu „Weg von der Fahrbahn“ raus. Dieses mal wieder mit Haftbefehl höchstpersönlich und auf einem unfassbaren Farhot-Beat. Weil das ja klar ist. Mit ordentlich Schnuff auf dem Tisch und nach eigener Aussage dementsprechend auch „total druff“. Und natürlich gewohnt kompromisslos, Moses Pelham-mäsisch. „Nix mit Hollywood. Frankfurt, Brudi!“

Neben der Hamburger 187 Straßenbande können das allerhöchstens noch die bösen Buben von AK überbieten. Aber das sind ja auch „Echte Berliner“. Die machen’s nämlich den Gangstern vor und brettern in den Applestore. Hat mich schon ein bisschen beeindruckt, das muss ich ja zugeben. Wie beinahe immer fasziniert mich hier die Frage am meisten, ob sie denn nun wirklich diejenigen waren, die auf dem Kuhdamm in die Ladenlokale reingebrettert sind. Oder zumindest ein paar Bankautomaten gesprengt haben. Das Gute daran ist: Ich werde es wohl nie erfahren, also kann mir dieser Hauch von Illusion, die Möglichkeit, dass sie es tatsächlich waren, auch nicht genommen werden. Das und die Sache mit den vielen Messern im Video finde ich dann auch einigermaßen beunruhigend und gleichermaßen eben faszinierend. Ganz nebenbei ist „Echte Berliner“ zwar kein bisschen innovativ, aber dafür ein grundsolider Straßenfeger. Das ist das, was ich mir unter Banger-Musik vorstelle. Ausser Kontrolle:

Mosh36 ULF Koffersong MC Bomber Storch oder Affen Prinz Porno Kollegah Dschungelabenteuer

Mosh36, MC Bomber, Prinz Porno & Kollegah

Mosh36 hat als hundertprozentig ernst gemeinte Fortsetzung zum ULF Kiffersong (von ihm und Bonez MC, Jom361, Nockout, MC Bogy, Sa4, Herzog, Orgi69, AchtVier sowie Tarek K.I.Z) jetzt den ULF KOFFERSONG gemacht. Hurra! Na wenn da mal nicht die Autokorrektur bei der Namensfindung beteiligt war. Egal: „Da steht irgendwo ein Koffer in Berlin, ich glaube es ist meiner.“ Ich glaub auch. Sehr schön geworden, mit fancy Trompeten-Sample und obligatorischem Berlin-Video:

Bevor es komplett untergeht und ich es alles wieder vergesse: MC Bomber bringt den Prenzlauer Berg, Schöffel-Jacken und Segelschuhe zurück ins Battle-Rap-Game. Klingt komisch, ist aber so. „Storch oder Affen“ unbedingt aus-checken, „Phase Eins“ am Besten auch gleich mit. Ein Storno, bitte – MC Bomber regelt das.

Außerdem hab ich mich nach langem Sträuben dann doch dazu durchringen können, mir die Dschungelabenteuer von Prinz Porno und Kollegah anzusehen und zu -hören. Ich muss sagen, ich war kein bisschen enttäuscht, sondern vielmehr äußerst positiv überrascht. Gute und sehr spaßige Unterhaltung auf hohem Rap-Niveau:

Hanybal und die 187 Straßenbande Kein Probleeem Gzuz Bonez Maxwell LX

Hanybal und die 187 Straßenbande

Es gibt wenige deutsche Rapper, die so überzeugend unangenehm rüberkommen wie die 187 Straßenbande. Hier hat schlicht keiner Zeit, sich um eine korrekte Ausdrucksweise zu bemühen. Bei Gzuz, Bonez, Maxwell, LX, Sa4 und Hasuna geht es viel mehr um Geld, Grünes, Schnapp, Krokos, Weiber und Gegrilltes sowie Hochprozentiges und den alltäglichen Hustle. Das funktioniert blendend, entbehrt eines nicht gerade geringen Unterhaltungswertes und wirkt teilweise ziemlich furchteinflößend.

Erst recht in Kombination mit einem der Wenigen, die der 187 Straßenbande in Sachen Street-Credibility das Wasser reichen können. Die Rede ist in diesem Fall von Hanybal (Atombombenknall) und gemeinsam wird „Baustellen-Style“ mit der (verbalen) Schaufel auf Battle-Gegner, Verräter und sonstiges Geschmeiß eingeprügelt. 187+439=mehr Straße geht nicht und „Kein Probleeem!!“ Das zugehörige Video sieht genau so aus, wie es sein sollte und ruft uns nochmal eindrucksvoll die Graffiti-Connection der Hamburger Straßenbande ins Gedächtnis.

Während die Promophase für „187 Straßenbande – Der Sampler 3“ als erfolgreich abgeschlossen gewertet werden darf (Glückwunsch für Platz 2 in den Albencharts!) setzt Hany Harami zum Endspurt kurz vor Albumrelease an. Soll heißen: „Weg von der Fahrbahn“, Schatzis! Ein Snippet zum Album gibt es hier genauso wie den Beweis, dass Hanybal nicht nur auf extrem asoziale Wortgewalt reduziert werden kann, sondern durchaus auch Kopf hoch-Songs beherrscht. Spaß beiseite: Dem Snippet zufolge steht uns ein echter und erstaunlich vielseitiger Brecher von Album ins Haus. Bei Disslike beweist Hanybal, der „aussehen tut wie ein verbrauchter Versicherungsvertreter“ wie gewohnt auch Humor, während er YT-Kommentare unter seinen Videos vorliest. Ich freu mich.

Der Retrogott The Ruffcats Hubert Daviz Atomic Love Affair Kokain Airlines

The Ruffcats und der Retrogott – Atomic Love Affair (Live Session)

Besser spät als nie: „Theodor Adorno mochte keinen Jazz/und der Retrogott bleibt ein funky ass.“ Und genau deswegen jammen hier die Ruffcats ultraentspannten Jazz als perfekten Hintergund für die wie gewohnt amüsanten Lines von Kurt Hustle dem Retrogott. Das Ganze hört auf den Namen „Atomic Love Affair (Live Session)“ und dient als Werbung für die gemeinsame The Essence Tour 2015, die aber leider schon vorbei ist. Retrogotts und Hubert Daviz‘ gemeinsame EP „Kokain Airlines“ aus dem vergangenen Oktober stellt übrigens auch eine echte Bereicherung jeder Plattensammlung dar. Nuff said.