Das Kannibalenlied
Puh. K.I.Z. läuten mit wehenden Fahnen und einem Paukenschlag ihre Promo Propaganda-Phase ein. Was zugegebenermaßen ein grenzgenialer Schachzug ist, verlangt einem als Hörer ganz schön viel ab. Beim ersten Durchlauf war ich zum Beispiel felsenfest davon überzeugt, dass da doch irgendwann noch ein Bass einsetzen muss. Aber viereinhalb quälend lange Minuten später wusste ich es besser: Die ziehen das durch. Bis zum bitteren Ende, komme, was da wolle. Unerbittlich wird da in bester Solidaritätslied-Manier das Lied der Kannibalen geschmettert – und ist dabei unerträglich eingängig. Gruseliger Scheiß, dass einem die Melodie derartig fies im Kopf bleibt, richtig catchy ist das. Aber Vorsicht, der Song eignet sich nur bedingt zum laut im Auto oder bei offenem Fenster hören.
Sehr viel besser würde sich „Das Kannibalenlied“ auf einer dieser unsäglichen Demos wie PEGIDA oder HOGESA machen. Die Chancen stehen gar nicht schlecht, dass die Idioten das überhaupt nicht kapieren und bedingungslos abfeiern würden. Vorausgesetzt natürlich, sie hören nicht richtig hin, wovon ja aber auszugehen ist. Das Kannibalenlied kann wirklich extrem leicht falsch interpretiert werden. Das macht es aber auch so genial, so unerträglich, so ekelhaft. Ihr könnt ja mal einen Test machen: Richtig laut aufdrehen und gucken, ob sich irgendein Nachbar/Mitbewohner oder sonstwer bemüßigt fühlt, deswegen auf Euch zu zu kommen. Und was derjenige dann zu sagen hat. Denn wer nur jede zweite Zeile des Kannibalenlieds mitbekommt, könnte es sehr leicht in den falschen Hals kriegen. Wer genau hinhört, wird dafür aber mit diversen Schmunzlern belohnt.
Nach dem vielleicht besten Album-Titel überhaupt „Sexismus gegen Rechts“ jetzt also gewissermaßen Rechts gegen Rechts. Ich bin gespannt, ob K.I.Z. „Das Kannibalenlied“ auch live spielen. Macht sich bestimmt gut. Allein bei der Vorstellung eines Konzert-Saales, der aus vollem Hals dieses Lied schmettert, läuft es mir eiskalt den Rücken herunter. Chapeau dafür! Marc Leopoldseder (JUICE, Allgood und jetzt SplashMag) hat kurzerhand Maxim von K.I.Z. vor irgendein Mikro gezerrt und ihn ein bisschen zum neu angekündigten Album ausgefragt. Besonders bemerkenswert finde ich ja Folgendes:
Fun fact am Rande: Die Bilder von den Militärparaden im Video sind von guten westlichen Demokratien geklaut. Das sind Bilder vom 14. Juli in Frankreich, das sind Bilder aus der Schweiz und Deutschland – nach ’45.
Ansonsten heißt das Album „Hurra die Welt geht unter“ und erscheint am 03.07.