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Favorite - Europas wichtigster Mann

Favorite – Europas wichtigster Mann

Holla, die Waldfee – da haut Favorite aber wieder einen raus. „Europas wichtigster Mann“ kehrt mit einem Paukenschlag zurück auf die Bildfläche, nachdem er drei Jahre lang untätig war. Ob er jetzt nur gechillt hat, bis Elvir ihn wieder ins Studio gesperrt hat, weiß ich nicht. Fest steht allerdings, dass die erste Videoauskopplung aus dem kommenden Favorite-Album „Neues von Gott“ wie gewohnt nichts für schwache Nerven ist. Sowohl Album- als auch Songtitel deuten es schon leise an: Favorite ist kein Stück ruhiger, bescheidener oder besonnener geworden, ganz im Gegenteil. Er brettert wie eh und je alles über den Haufen und nimmt dabei überhaupt gar kein Blatt vor den Mund.

Von seinen älteren Alben stammen denkwürdige Zeilen wie: „Und jetzt, wo ich kein Kind mehr bin, hab ich gecheckt, dass Kinderpornos eigentlich nix für Kinder sind. Hätt‘ ich das mal mit zehn Jahren schon gewusst, hätte ich mir nicht acht Jahre lang einen auf die Blagen geschrubbt.“ Heute ist er immer noch „die Schwächeren am Haun“, kokettiert aber obendrein auch noch mit beinharter Nazi-Symbolik. Damit bringt er sich und sein Album auf jeden Fall gekonnt ins Gespräch. Glücklicherweise bewahrt sich Fav aber seinen einzigartigen, bitterbös-schwarzen Humor, der das Ganze zu einem extrem unterhaltsamen Rap-Track macht. Ich freu mich jedenpfalz auf „Neues von Gott“. Fav ist back!

Nebenbei: Kontra K mit „Kampfgeist 2“ aus seinem kommenden Album „Aus dem Schatten ins Licht“ und MC Bogy, der Atzenkeeper, wie er in seiner eigenen Bude über beinahe alle Berliner Rapper aus dem Nähkästchen plaudert.

Ali As, Dilated Peoples, Kool Savas, Fatoni, Edgar Wasser & Chappie

Ali As, Dilated Peoples, Kool Savas, Fatoni, Edgar Wasser & Chappie

Bits and Pieces, Nummer Vier:

„Du Nuttenkind, ich bin nicht Macklemore/Texte raw wie ein Cracklabor in Ecuador“

Ali As haut einfach so einen richtig guten Song aus seinem kommenden Album „Amnesia“ raus: „Hoodies & Chucks“. Bombe!

Dilated Peoples veröffentlichen ein wirklich schönes Video zum bereits bekannten Song „Show Me The Way“ vom aktuellen Album „Directors of Photography“. Mit Aloe Blacc und einem Beat, der Gold wert ist. Ganz klar einer der Höhepunkte des Albums:

Kool Savas bequemt sich endlich auch mal auf YouTube wie jeder andere Normalsterbliche auch. Soll heißen: Märtyrer gibt’s jetzt eben auch auf YT, und nicht mehr nur auf ampya oder myvideo (WTF?). Tja, gestern habe ich noch mit einem guten Freund (hallo!) darüber diskutiert, wie gut die Idee eines derartigen Titels und einer solchen Hook aktuell denn nun ist. Das Ergebnis: Nicht so gut. Auch wenn das höchstwahrscheinlich alles auf die Musik und Savas‘ Karriere bezogen ist, finde ich es einfach total unangebracht. Das eignet sich einfach zu gut, um es aus dem Zusammenhang zu reißen und falsch zu interpretieren. Mit dem Thema Suizid sollte man eh ganz, ganz vorsichtig sein, denke ich. Die Strophen gefallen mir ziemlich gut, die Hook zerstört für mich aber leider das gesamte Lied. Ähnlich wie bei der Kollabo mit Xavier Naidoo. Schade, dabei hatte Savas mal bei mir den Status, dass er machen kann, was er will und ich finde es trotzdem gut. Zeiten ändern dich, nehme ich an.

Fatoni & Edgar Wasser liefern Musikvideos wie am Fließband. Aktuell neu: „An der Uhr“ von der „DIE ZEIT HEILT ALLE HYPES“- EP. Kann man sehr gut machen, hören und anschauen, ich musste bei einigen Zeilen mehr als nur Schmunzeln.

Zu guter Letzt jubele ich euch noch einen Film-Trailer unter. Neill Blomkamp verzeichnet bereits District 9 und den etwas schwächeren Elysium auf seiner Haben-Liste, zu der bald dann auch „Chappie“ gehört. Das Poster erschien vorgestern, den Trailer gibt es seit gestern. Als Schmankerl spielen die beiden Menschen von Die Antwoord in dem Film mit. Was ich einerseits ganz interessant finde, aber andererseits befürchte ich, dass die dem Film nicht gut tun. Wir werden es sehen.

JAM - Wer kann uns hören

JAM – Wer kann uns hören (16zu9)

JAM kannte ich bisher nur von dem guten, aber recht gewöhnlichen „Coffeeshop Flavour„. Eben so das Standard-Rapper-fährt-nach-Amsterdam-und-kifft-Musikvideo. Zugegeben: Mit sehr witzigem Refrain und auch sonst solider Vorstellung. Bei „Wer kann uns hören“ sieht die Sache schon ganz anders aus. JAM packt ordentlich Gesellschaftskritik aus, trifft die richtigen Töne und zeichnet nachvollziehbare Bilder. Dazu gibt es ein fürchterlich düster-trostloses Video vor Hochhauskulisse. Mir war nicht klar, was noch so in JAM steckt und freu mich ob dieser Entdeckung. Ich muss unbedingt mal in das letzten Freitag erschienene Album „16zu9“ reinhören, scheint mir.

Haftbefehl hat JAM per facebook übrigens auch Props gegeben und das Video geteilt. Auch wenn mir das Keiner glaubt: Ich kannte es schon vorher. Wie auch immer: Hafti befindet sich derzeit in der Promophase für seinen nächsten großen Schuss „Russisches Roulette“ – ein feiner Zug also, währenddessen JAM zu pushen. Haftbefehl selbst füttert uns noch ein bisschen weiter an, bis das Album kommt. Zum Beispiel mit „1999 Pt. 2„. Wieder ein anderer Stil als die bisher ausgekoppelten Sachen, aber nicht ganz so mein Fall wie „Ihr Hurensöhne/Saudi Arabi Money Rich“ und „1999 Pt. 1

UFO361

UFO361 – Kreuzberg 96, Ganjaboi & Hausparty (Ihr seid nicht allein)

UFO361 hat mittlerweile drei weitere großartige Videos aus seinem wirklich gelungenen Album „Ihr seid nicht allein“ ausgekoppelt. Da wäre zum einen das Memory Lane-Lied „Kreuzberg 96“, in dem UFO361 wie gewohnt seine Verbundenheit zur Hood kundtut. Wer noch nie in Kreuzberg war, bekommt hier ein ganz gutes Bild davon, wie es mal war und wie es jetzt ist. Zumindest aus der persönlichen Perspektive von Herrn Ufo Tartufo. Die Kreuzberger Kiezgröße geht wahrscheinlich sogar noch als Untergrund durch. Obendrein verbreitet der Ober-Sympath einfach eine angenehm-witzige Grundstimmung. Der erste Rapper mit quasi durchgehend guter Laune und einem dummen Spruch auf den Lippen – was natürlich übertrieben ist. Erstens gibt es auf dem Album auch zwei, drei nachdenklichere Stücke und zweitens gibt’s bestimmt noch andere, die mir nicht einfallen.

Aber diese Mischung aus streetsmart, losem, witzigem Mundwerk und der guten Laune trifft einfach meinen Nerv. UFO361 ist ganz im Gegensatz zu vielen anderen Rappern eigentlich auch nie so richtig wütend oder traurig in seinen Texten. Vielleicht kifft er dafür einfach zu viel. Womit wir auch schon beim Thema des zweiten Songs wären. „GanjaBoi“ ist genau das, was man unter dem Titel vermutet. Stilecht mit Reggae-Vibes und Unterstützung von Rare Attack. Weil immer nur Kiffen aber auf Dauer auch langweilig sein soll (hab ich gehört), muss eine Party her. Gesagt, getan: UFO361 lädt Greeny Tortellini ein und lässt eine „Hausparty“ steigen. Schließlich kann man auch beim Saufen Kiffen.

Das alles schön auf ganz klassische Bumm-Tschack-Beats. Die gewinnen zwar keinen Innovationspreis, erfüllen aber ihren Zweck über alle Maßen und sorgen für heftiges Kopfnicken. Beste:

Kianush, Gzuz & Bonez, Betty Ford Boys, Edgar Wasser

Kianush, Gzuz & Bonez, Betty Ford Boys und Edgar Wasser

Kianush bekommt nach Release des Desperadoz-Albums mit PA Sports auch noch eine Solo-Videoauskopplung spendiert und haut mich ehrlich aus den Socken. In Kombination mit PA geht der Mann mit der Reibeisenstimme, die ein bisschen an KC Rebell erinnert, immer etwas unter. Dabei bestreitet er nicht nur völlig problemlos, sondern mit Bravour einen kompletten Song alleine. Inklusive Tempowechsel und ordentlichem Geflexe sowie Inhalt. Bitte mehr davon:

Gzuz & Bonez machen exakt dasselbe wie die ganze Zeit sonst auch. Darum feier ich das neue Video zu „Gefährlich!“ trotz der gewagten Hook selbstverständlich auch. Obwohl natürlich enorme Verwechslungsgefahr mit beispielsweise „Wer wir sind“ besteht. Jedenpfalz schnappen sie in die Kehle und lassen nicht los. Der Labelsampler mit dem Rest der 187 Strassenbande kommt dann auch bald, und ich freu mich drauf.

Die Betty Ford Boys kochen derweil ihr ganz eigenes Süppchen. Beziehungsweise züchten sie ihre eigenen Bonbons – oder so. Die sind auf jeden Fall halt aber sehr dope und wollen unters Volk gebracht werden, ähnlich wie beispielsweise Curren$ys „Audio Dope„.

In so einer Gesellschaft darf natürlich „Bad BoyEdgar Wasser nicht fehlen. Oder zumindest sein wieder mal, ähm – kontrovers geratenes Video zu „Gangsta“, wegen des roten Fadens dieses Postings und so. Jedenpfalz ist hier nichts so, wie es zu sein scheint, aber nichts anderes kennen wir von dem lieben Edgar.

Haftbefehl - 1999 Pt.1

Haftbefehl – 1999 Pt.1

„Oh, Junge!“ Nachdem Baba Haft bereits mit dem ersten (Split)Video aus Russisch Roulette meinen Geschmack getroffen hat, übertrifft er mit der neuesten Video-Auskopplung „1999 Pt.1“ noch einmal meine Erwartungen. Auf einen wundervoll trocken klatschenden Beat und beinahe ohne jeden Reim rekapituliert er das Aufwachsen in seiner Gegend. Nach dem wahnwitzigen „Ihr Hurensöhne/Saudi Arabi Money Rich“ eine willkommene und gelungene Abwechslung, sowohl thematisch als auch musikalisch. Universal Urban versteht es bislang perfekt, die Vorzüge und Besonderheiten der Persona Haftbefehl und die seines Schaffens ins rechte Licht zu rücken: Sein ureigener, augenzwinkernder Humor paart sich mit dem unbedingten Willen zur Provokation – heraus kommt pures Amüsement sowie feiernde orthodoxe Juden und eine Louis Vuitton-Burka. Hafti kann aber eben auch anders: Wer eh gern mal aufs Versmaß scheißt und Montpellier auf Consilière reimt, kann auch einen klassisch-nostalgischen Memory Lane-Track zu einem schelmischen Banger umfunktionieren, der im Vorbeigehen Misstände anprangert und ernsthafte Sozialkritik vermittelt. Mein persönlicher Favorit des Herbstes bleibt also das Haftbefehl-Album „Russisch Roulette“. Schade, dass der Babo nicht gleichzeitig mit dem King of Rap Kool Savas und seinem ehemaligen Lieblings-Padawan Eko Fresh veröffentlicht. Der direkte Vergleich würde mich wirklich sehr interessieren.

Edgar Wasser Bad Boy

Edgar Wasser – Bad Boy

Edgar Wasser haut nach dem Intro das erste richtige Video aus der kommenden „Tourette-Syndrom EP“ raus. Dabei legt er nachvollziehbar dar, warum Frauen im HipHop beziehungsweise Rap nichts verloren haben. Der gelungene, witzig-ironische Text geht sehr gut zu mir, nur das Video finde ich inkonsequent. Mut zur Hässlichkeit, Mut zu normalen Menschen würde ich mir hier wünschen. Aber nein, es sind alles auch noch sexy Schulmädchen. Naja, was solls: „Ich will nur sagen, es wär‘ toll, wenn ihr respektiert, dass man euch hier nicht respektiert.“

Witten Untouchable Ausnahmetalente

Witten Untouchable – Ausnahmetalente

Als ich damals die Review zum Witten Untouchable-Album „it was witten“ geschrieben habe, notierte ich mir den Beat von Ausnahmetalente. Der hat es auch immer noch in sich, Rooq beherrscht sein Handwerk. Genau wie Al Kareem, Magic Mess und natürlich Lakmann, die alte Creutzfeld & Jakob-Hälfte. „Leute meinen, ich wär oldschool – das ist der Wahnsinn – für mich ist oldschool Eric B. und Rakim.“ Ich werde wohl nie vergessen, wie ich mit den vier Jungs mal eineinhalb Stunden geskypt habe und anschließend nur eine Seite Interview in der Juice dabei heraus kam. Verständlicherweise fanden sie das nicht so toll und wenn es nach mir gegangen wäre, hätten sie auch 6 Seiten bekommen. Timeless:

Haftbefehl Ihr Hurensöhne Saudi Arabi Money Rich

Haftbefehl – Ihr Hurensöhne/Saudi Arabi Money Rich

Haftbefehl gibt offensichtlich überhaupt gar keinen Fick, wäscht seine Hände in Evian und pisst Dom Perignon. Er veröffentlicht ein neues Musik-Video, und das Internet explodiert. Von wegen, den Herbst beschäftigen Eko und Savas, er wird vom guten alten Baba Haft dominiert. Sein Album „Russisch Roulette“ löst bei mir größere Vorfreude aus als Savas‘ „Märtyrer“. Tim Bendzko, wirklich? Egal, Haftbefehl macht einfach wieder, worauf er Bock hat und liefert gleich zwei total wahnsinnige Dinger ab: „Ihr Hurensöhne“ erläutert, wo Euer Bild im Azzlackz-Duden zu finden ist, während „Saudi Arabi Money Rich“ Haftis Finanzen näher beleuchtet. Sein Vertrag bei Universal scheint was abzuwerfen und Haft viel M.I.A. gehört und gesehen zu haben. Das schreit nach einem Feature! Als Sahnehäubchen stammt zumindest der zweite Beat aus der Feder von Farhot, einem meiner aktuellen Lieblings-Produzenten. Als wäre das noch nicht genug, hat es ein alter Bekannter von mir (Anselm Baltes) irgendwie geschafft, sich in das Video reinzumogeln. Einer der (mehr oder weniger) orthodoxen Juden ist jemand, bei dem ich mit 14 mal übernachtet und Rage Against The Machine-Videos geglotzt habe! Wie auch immer: Watch out for „Russisch Roulette“!

Mädness Maggo

Mädness – Maggo

Mädness hat schon vor einigen Tagen wieder von sich hören lassen und mit Yassin deutlich gemacht: „Ich sterbe für HipHop„. Dabei handelte es sich um das erste Lebenszeichen seit stolzen vier Jahren. Zu der Zeit kam „Zuckerbrot & Peitsche“ raus, auch heute immer noch ein gutes Album. Jetzt gibt’s mit „Maggo“ den Titeltrack zur kommenden EP (erscheint am 24.10. über Wortsport) und ordentliches Silbengewitter. Der Darmstädter spricht mir aus der Seele und lässt ordentlich einen vom Stapel, außerdem lernen wir offensichtlich seinen Bruder kennen. Eine Blaskapelle samt Cheerleader-Team verleiht dem Ganzen den passenden Rahmen und der Beat ist einfach nur verrückt. Willkommen zurück, Mädness!