Category Archives: Rap

Vince Staples Gold Roger, Lance Butters Rakaa Iriescience Hubert Daviz Hoodies

Vince Staples, Gold Roger, Rakaa, Said & Hoodies

Der neue Kendrick Lamar aka Vince Staples liefert mit Señorita einen Song ab, an dem niemand vorbeikommt. Das liegt nicht nur an dem großartigen Flow des jungen Mannes, sondern auch und vor allem an dem unfassbar krassen Video dazu. Nicht unbedingt das, was man bei dem Titel vielleicht erwartet – umso besser.

Wenn das hier das Lebensgefühl junger, US-amerikanischer People of Colour wiederspiegelt: Gute Nacht. Ihr solltet euch dieses Stück Videokunst unbedingt bis zum Ende ansehen:

Vom Musikalischen (und der Stimme) her auch nicht unbedingt mein Ding, aber inhaltlich und Delivery- sowie Flow-mäßig über jeden Zweifel erhaben: Gold Roger mit „MLXMLK“ (prod. by Yourz).

„Du fragst ‚Weißt du überhaupt, wer ich bin?’/ich sage ‚Digger, das weißt du doch selbst nicht“

Lance Butters hingegen ist das alles scheißegal. Aber der plant ja auch, nicht älter als 30 zu werden. Vielleicht kifft er zu viel.

Hier das schicke Video zu „Weißer Rauch“ (produziert von Bennett On).

Derweil hängt Rakaa Iriescience von den Dilated Peoples in der Hamburger U-Bahn rum.

Dazu haben ihn offensichtlich OnePlusOne (Phil Da Beat & DJ Tricky) bewegt, von denen ich auf diesem Wege zum ersten Mal gehört habe. „One Luv“!

‚Crazy Eyes‘ Said kloppt das Video zu „Yeah Boi“ raus. Unterstützung kriegt er von BOZ, den ich viel zu wenig auf dem Schirm hab. Die Feature-Parts des Hamburgers haben mir immer sehr gut gefallen, ich habe mir aber immer noch keine seiner Platten angehört. Schande über mich!

Wie dem auch sei: Wenn Lance Butters mal das Gras ausgehen sollte, kann er sich vertrauensvoll an diese beiden Herren wenden. „Straße bleibt Straße, watt soll ick da machen?“ Gefällt mir auch dank der Produktion von AT Beatz deutlich besser als die letzten paar Tracks von Said.

Dann wäre da noch diese zauberhafte Liebeserklärung an den Kapuzenpulli. Beziehungsweise dank des Deutschlandfunks eine Verteidigung des Kleidungsstücks und noch sehr viel mehr als das.

Dank Jan Wehns Allgood-Dingen Stop/Look/Listen habe ich jetzt auch zum ersten Mal was von Tonekk & Dait gehört. „Vielleicht wird mal ne EP ‚draus.“ [sic]

Last, but not least gibt es bald ein Re-Release von Hubert Daviz‘ „Proceduri de rutina“. Warum das total geil ist und wer dazu so alles Remixe beisteuert, könnt Ihr samt der meisten Songs hier beim Splash-Mag erfahren.

Boom Boom Boom K.I.Z. Hurra die Welt geht unter

K.I.Z. – Boom Boom Boom [Video]

„Boom Boom Boom Boom – Ich bring euch alle um!“ ist nicht gerade die subtilste Art der Kritik. Es verdeutlicht aber sehr schön die Wut und Verzweiflung, die einen heutzutage angesichts der vielen Idioten packen kann. Vielleicht verstehen sie es sonst auch nicht. Wobei die, die es gebrauchen könnten, sich das wahrscheinlich sowieso nicht anhören. Obwohl: Dank Circus Halligalli kennt jetzt auch der letzte Fernseh-Fan K.I.Z. und deren Song „Boom Boom Boom“. Von wegen Untergrund. Wahrscheinlich haben wir es auch Joko und Klaas zu verdanken, dass sich sogar die erzkonservative Welt dazu bemüßigt fühlt, etwas zu K.I.Z.s „Boom Boom Boom“ zu schreiben. Und wenn die überlegen, ob K.I.Z. hier zum Terrorismus aufrufen, steht Zweierlei fest: Die Welt hat nichts begriffen und K.I.Z. haben alles richtig gemacht. Frei nach dem Motto: Ein getroffener Hund bellt. Der Text trieft dann auch nur so vor rechtskonservativem Geblubber.

Finde die Fehler:

„Das radikale Berliner Rap-Kombinat K.I.Z. lädt ein zur Jagd auf die politische Lethargie des Mittelstands: ‚Ihr Partypatrioten/ Seid nur weniger konsequent als diese Hakenkreuz-Idioten/ Die gehn halt noch selber ein paar Ausländer töten/ Anstatt jemand zu bezahln, um sie vom Schlauchboot zu treten.‘ Irgendjemand ist richtig sauer, wenn er ausländermordende Neonazis in seinen Texten eine Stufe über dem Rest der Gesellschaft ansiedelt.“ [sic]

Die Gesellschaft unterteilt sich laut der Welt also in ausländermordende Neonazis und den Rest: Die Party-Patrioten aka Der Mittelstand. Das kann ich so jedenfalls nicht unterschreiben. Hier wird meiner Meinung nach auch nicht auf die politische Lethargie Jagd gemacht. Aber recht hat die Welt zumindest damit, das hier irgendjemand richtig sauer ist. Nicht ganz verstanden haben sie offenbar, warum – und auch nicht, wer hier wen umbringt, anzündet und aufknüpft. Vielleicht einfach nochmal ansehen, dieses wirklich unfassbar großartige Musikvideo zu „Boom Boom Boom“. Vielleicht fällt dann auch auf, dass darin keine „Ego-Shooter-Perspektiven“ zu entdecken sind. Oder dass die Kategorien Mainstream und Untergrund irgendwie nicht so recht passen wollen beziehungsweise falsch verteilt sind, wenn es um K.I.Z., Die Antilopen Gang, Zugezogen Maskulin und Deichkind geht.

Achja: „Wenn Rapper Kapitalisten den Kopf abschneiden“ macht sich als Schlagzeile natürlich super, führt aber leider meilenweit an der Sache, ja am Thema vorbei. Maxim kriegt im Video andeutungsweise die Kehle aufgeschlitzt, nicht den Kopf abgeschnitten. Er würde sich selbst wahrscheinlich auch eher als Kapitalismus-kritisch bezeichnen. Dafür ist er aber Rapper. Meine Interpretation: Der kapitalistische, rechte Lynchmob schneidet ihm die Kehle durch – korrekt müsste es also heißen: ‚Wenn Party-Patrioten Rappern die Kehle aufschlitzen‘. Das wird man ja wohl nochmal sagen dürfen und hat dann nur noch sehr wenig mit dem Islamischen Staat zu tun, liebe Welt. „Ich hab‘ noch nie so treue Sklaven gesehen.“

Schwierig

Ironischerweise hat Noisey am selben Tag, an dem Boom Boom Boom samt Video erschienen ist, einen Artikel namens „Politischer Deutschrap ist immer noch schwierig“ veröffentlicht. Ein ziemlich ätzender Artikel, der unter anderem beinhaltet, dass Sookee ja „eigentlich hochintelligent“ ist, aber halt leider eine Frau. Immer noch schwierig, ja. Immerhin erwähnen sie Ali As‘ und Pretty Mos „Deutscher/Ausländer„.

Ich feiere K.I.Z.s „Boom Boom Boom“ jedenfalls zu Tode, auch dank dieser Vengaboys-Ohrwurm-Granaten-Hook und natürlich für das extrem gelungene Video. Ich war beim Kannibalenlied ja noch sehr skeptisch (was in der Rückschau aber natürlich sehr viel mehr nach Kommunismus als Nationalsozialismus klingt), bin mittlerweile aber sehr zuversichtlich, dass mit „Hurra die Welt geht unter“ ein sehr starkes und vor allem politisches Album auf uns zukommt. Auch wenn das natürlich „immer noch schwierig“ ist.

Celo Abdi Schlaghammer Bonchance Fashawn Jedi Mind Tricks Genetikk Crack Ignaz

Celo, Abdi und der ganze Rest

Celo & Abdi kommen mit dem Schlaghammer vorbei. Die Promophase zu „Bonchance“ gestaltet sich wie erwartet äußerst unterhaltsam. Nachdem die beiden Sympathen bei Akupunktur schon die ganz große Filmschiene (mit Moritz Bleibtreu: Das Video zu „Nur noch 60 Sekunden„) gefahren haben, ziehen sie die Masche jetzt konsequent weiter durch. „Schlaghammer“ fungiert als Vorgeschichte zum ersten Albumtrailer, der wiederum eine Hommage an die Astérix-Szene aus La Haine war. Als Fortsetzung gab’s zwischendurch dann noch „Gargoyles„, was wiederum beim Ticker im Fernsehen lief. Ich steh ja auf so Querverweise. „Schlaghammer“ weist jetzt ein Jan Delay-Feature auf und Abdi läuft zur Hochform in Sachen Satzkonstruktion auf: „Laut Aussage draufhaben mögen es ja viele.“ Hätte ich so jetzt nicht unbedingt erwartet.

Beim Splash-Mag stellen sich Celo & Abdi noch dem Punchline-Quiz Who Dat?, was in schallendem Gelächter und 12 Minuten purem Gold mündet. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich das Format bisher mit Nichtachtung gestraft habe. Jetzt kenne ich allerdings alle Folgen und wünsche mir dringend mehr:

Was ganz anderes: Fashawn. Das Album „Boy Meets World“ liebe ich über alles und kenne es wahrscheinlich komplett auswendig. Als Hörproben mit Video empfehle ich an dieser Stelle „Life As a Shorty“ und „The Ecology / The Score„. Das mittlerweile gar nicht mehr so neue Album „The Ecology“ kommt da schon ziemlich nah dran, hört es Euch unbedingt an. „Higher“ heißt die aktuelle Auskopplung daraus und dreht sich um sehr viel mehr als Kiffen: „You’re thinking entertainment/I’m thinking elevation“, mit einem wie immer wunderschönen Exile-Beat und Fashawns Tochter.

Als Kontrastprogramm dazu eignet sich der Jedi Mind Tricks-Song „Deathless Light“ perfekt. Vinnie Paz macht wie eh und je keinerlei Gefangene und trägt die Rasierklinge immer noch unter der Zunge. Obendrauf gibt’s ein ziemlich ekelhaftes Video samt noch gruseligerem Grinsen des Cheesesteaks-Fans aus Philadelphia. Das Album „The Thief and the Fallen“ erscheint am 2. Juni.

Dann ist letzte Woche ja auch noch das Genetikk-Album „Achter Tag“ erschienen. Im Großen und Ganzen bin ich nach den Auskopplungen „Wünsch Dir was“ und „Caput Mundis“ schon auf das Schlimmste gefasst gewesen. Ganz so schlimm ist es dann doch nicht geworden, wobei mit dem einen Album-Drittel schon hardcore die Charts angepeilt werden. Die Tracks „Überüberstyle“, „22MMM“, „Mein Kung Fu“ und „Jungs aus’m Barrio“ – sowie natürlich die Beats – entschädigen dafür aber zum Glück einigermaßen. Das dritte Drittel würde ich genau wie Daniel Schieferswagger im JUICE-Review als zu verkopft bezeichnen. [Kleiner Nachtrag: Auch Dani Fromm von laut.de spricht mir in ihrer Review mehr oder weniger aus der Seele (wobei mir der Max Herre-Part rein technisch extrem gut gefallen hat und positiv aufgefallen ist), und auch Skinny von rap.de stimmt in das unzufriedene Murren bezüglich des Genetikk-Albums ein. Sikks Beats feiern hingegen ausnahmslos alle. Zu recht. Schon abgefahren, dass mir das Lance Butters-Album „Blaow“ fast besser gefällt, auch wenn der immer so langgezogen meaow-mäßig rappt.]

Zu guter Letzt noch was Witziges: Der beliebteste Mensch von Österreich aka Austria’s Sweetheart aka Crack Ignaz aka König der Alpen, süß wie eine Mozartkugel. „Unglaublich, was es alles für Sachen gibt.“ Word. Perfektes Video:

MoTrip Mathematik Mama Embryo

MoTrip – Mathematik [Video]

ENDLICH. MoTrip taucht eindrucksvoll aus der Versenkung auf und rechnet uns mal eben kurz vor, wie man richtig rappt. Seitdem „Embryo“ 2012 bei mir wie eine Bombe eingeschlagen hat, warte ich sehnsüchtig auf den Nachfolger. Er heißt folgerichtig „Mama“ und knüpft hoffentlich dort an, wo MoTrip mit seinem Debüt-Album aufgehört hat. Es zählt immer noch zu meinen all-time-favourites in Sachen Deutschrap. Die erste „Mama“-Auskopplung „Mathematik“ liefert dann auch genau das, was ich mir erhofft hatte: Schöne Wortspielereien sowie einen nahezu perfekten Flow auf angenehmem Beat. Was will man mehr? Die unglaublich angenehme Reibeisen-Stimme von MoTrip gibt’s gratis obendrauf. Das hier ist sehr viel mehr als simple Mathematik:

„Egal, bring mir die besten zehn und pack zwanzig drauf/Diese neunmalklugen Typen fliegen achtkantig raus/Wenn der Siebenschläfer wiederkommt und Sechsen verteilt/Wird das fünfte Element in seinen Texten erscheinen/Früher 4-Spur-Gerät, Bruder, jetzt mp3/Projekt Nummer Zwei zieht direkt auf die Eins“

„Schon mit zehn bin ich bei neuen Freunden vorsichtig geblieben/Ich lernte, dass man Acht gibt, bevor sie dich durchsieben/Liegst du sechs Fuß tief kannst du flirten mit dem Tod/Und bist fünf Sekunden später in der vierten Dimension/Klopfe drei mal auf Holz, bevor sie deine Asche streuen/Lieber zwei echte Feinde, als einen falschen Freund“

„Mache zehn von neun Punkten, was ein Achtungserfolg/Auf Wolke Sieben führt der sechste Sinn zum Fass voller Gold/War das fünfte Rad, heute triumphier‘ ich allein/Auch wenn sie dreist sind und zweifeln, hier steh die Eins!“

Was soll ich dazu noch groß schreiben? MoTrip is back. Die Rechnung geht auf.

K.I.Z. - Das Kannibalenlied Video Hurra die Welt geht unter

K.I.Z. – Das Kannibalenlied [Video]

Das Kannibalenlied

Puh. K.I.Z. läuten mit wehenden Fahnen und einem Paukenschlag ihre Promo Propaganda-Phase ein. Was zugegebenermaßen ein grenzgenialer Schachzug ist, verlangt einem als Hörer ganz schön viel ab. Beim ersten Durchlauf war ich zum Beispiel felsenfest davon überzeugt, dass da doch irgendwann noch ein Bass einsetzen muss. Aber viereinhalb quälend lange Minuten später wusste ich es besser: Die ziehen das durch. Bis zum bitteren Ende, komme, was da wolle. Unerbittlich wird da in bester Solidaritätslied-Manier das Lied der Kannibalen geschmettert – und ist dabei unerträglich eingängig. Gruseliger Scheiß, dass einem die Melodie derartig fies im Kopf bleibt, richtig catchy ist das. Aber Vorsicht, der Song eignet sich nur bedingt zum laut im Auto oder bei offenem Fenster hören.

Sehr viel besser würde sich „Das Kannibalenlied“ auf einer dieser unsäglichen Demos wie PEGIDA oder HOGESA machen. Die Chancen stehen gar nicht schlecht, dass die Idioten das überhaupt nicht kapieren und bedingungslos abfeiern würden. Vorausgesetzt natürlich, sie hören nicht richtig hin, wovon ja aber auszugehen ist. Das Kannibalenlied kann wirklich extrem leicht falsch interpretiert werden. Das macht es aber auch so genial, so unerträglich, so ekelhaft. Ihr könnt ja mal einen Test machen: Richtig laut aufdrehen und gucken, ob sich irgendein Nachbar/Mitbewohner oder sonstwer bemüßigt fühlt, deswegen auf Euch zu zu kommen. Und was derjenige dann zu sagen hat. Denn wer nur jede zweite Zeile des Kannibalenlieds mitbekommt, könnte es sehr leicht in den falschen Hals kriegen. Wer genau hinhört, wird dafür aber mit diversen Schmunzlern belohnt.

Nach dem vielleicht besten Album-Titel überhaupt „Sexismus gegen Rechts“ jetzt also gewissermaßen Rechts gegen Rechts. Ich bin gespannt, ob K.I.Z. „Das Kannibalenlied“ auch live spielen. Macht sich bestimmt gut. Allein bei der Vorstellung eines Konzert-Saales, der aus vollem Hals dieses Lied schmettert, läuft es mir eiskalt den Rücken herunter. Chapeau dafür! Marc Leopoldseder (JUICE, Allgood und jetzt SplashMag) hat kurzerhand Maxim von K.I.Z. vor irgendein Mikro gezerrt und ihn ein bisschen zum neu angekündigten Album ausgefragt. Besonders bemerkenswert finde ich ja Folgendes:

Fun fact am Rande: Die Bilder von den Militärparaden im Video sind von guten westlichen Demokratien geklaut. Das sind Bilder vom 14. Juli in Frankreich, das sind Bilder aus der Schweiz und Deutschland – nach ’45.

Ansonsten heißt das Album „Hurra die Welt geht unter“ und erscheint am 03.07.

Xatar Mein Mantel Video Der Baba aller Babas AON Alles Oder Nix

Xatar – Mein Mantel [Video] (Beat: Choukri & Reaf)

Korrekt, Schnucki: Der „Bira“ trägt Mantel. Wer hätte gedacht, dass dieses Kleidungsstück eine derartige Hochphase im deutschen Rap erlebt? Wer hätte gedacht, dass 2014/2015 so viele Rapper Beats picken, die nach der vielzitierten, angeblichen Golden Era der Neunziger Jahre klingen? Ich kenn‘ niemanden. Xatar freut sich jedenfalls sichtlich darüber, endlich wieder auf freiem Fuß zu sein. Das und seinen Mantel feiert er mit „Mein Mantel“ dann zum bereits dritten Mal in Folge ausgiebig. Xatar hat nicht umsonst im wahrsten Sinne des Wortes das Musik-Business studiert: Mein Mantel klingt nochmal anders als „Iz da“, das bereits eine Nuance anders war als „Original“ – und evoziert direkt Erinnerungen an die ganz Großen, sozusagen die Altvorderen: Tupac und Biggie. Ihm erweisen dann auch einige Künstler die Ehre, die wir hoffentlich auf dem Album „Baba aller Babas“ zu hören bekommen: Olexesh, Haftbefehl, Megaloh, Lary und Kalim. Wo sind eigentlich Schwesta Ewa und SSIO? Egal. „Mein Mantel“ ist der perfekte Autofahr- und Sommerhit geworden. Nicht zuletzt dank Choukri & Reaf, die für den Beat verantwortlich zeichnen sowie der Dame, die die Hook singt. Weiß jemand, wer das ist?

LX, Maxwell, Olexesh, MC Bomber, Karate Andi, Retrogott, Hulk Hodn

LX, Maxwell, Olexesh, MC Bomber, Karate Andi, Retrogott, Hulk Hodn…

Der sowieso nicht erreichbaren Vollständigkeit halber kotze ich hier auf die Schnelle alle Musikvideos aus, die sich innerhalb der letzten Tage so in meinen Lesezeichen angesammelt haben. Fangen wir mal mit LX und Maxwell von der 187 Straßenbande an. Die Hook von „Ausser Kontrolle“ beschreibt mit „Diese Beiden sind wieder mal ausser Kontrolle/saufen die Chivas und rauchen die Knolle“ das Song-Konzept dann auch schon ziemlich treffend. Nebenbei wird wie eigentlich immer Schnapp gemacht, Boxauto gefahren (rückwärts!), Vaporizer im Auto geraucht und Weed angebaut sowie mit Geld gewedelt. Bald kommt mit „Obststand“ nämlich das Kollabo-Album der beiden grundsympathischen Hamburger.

Olexesh macht Werbung für seine anstehende Masta-Tour und tut das per Track samt Video. Recht so!

Eine Liebeserklärung an freischaffende Videoproduzenten, DOTA 2, Hiob, Morlockk Dilemma, Karate Andi und MC Bomber sowie eine charmante Tour-Ankündigung: Das Video zu „Die Drinks“.

MC Bomber führt hier mal eben die beste Geste aller Zeiten ein und hängt mit seinen Kumpels ab. Vorher rennt er noch kurz den Kameramann von Don’t let the Label label you um („Oh, sorry Dicka!“) und sorgt wieder mal für politisch höchst unkorrekte, aber wohl auch gerade deswegen so großartige Unterhaltung. Ein echter „Nordberliner Voll-Prolet vom alten Schlag“ eben. Natürlich auf einem Beat von Tis L.

Das Elend von Retrogott, Hulk Hodn und Hazenberg. Jüa.

Eminem trägt in „Speedom“ an der Seite von Tech N9ne und Krizz Kaliko dicker auf als je zuvor. Falk Schacht hat das auf Facebook ein „Ich hab noch nie solche Flows gehört. Unfassbar was Eminem hier abzieht.“ entlockt. Seh‘ ich ziemlich genau so. Neben Krizz Kaliko und Tech N9ne eine gute Figur abzugeben, schafft beileibe nicht jeder. Sie derartig brutal in Grund und Boden zu flowen, schafft nur einer: Eminem. Daran wird sich in Zukunft wohl jeder Technik- und Hochgeschwindigkeits-Rapper messen lassen müssen. Seems legit.

Es gibt einen neuen Megaloh-Part, fuck yeah! Und zwar auf dem Track „Kein Bock“ von Denyo, mit Jan Delay, ASD, Megaloh & Bartek. Mir gefällt tatsächlich ausschließlich der Megaloh-Part.

Said verarbeitet im Track „Checkz nicht“ anscheinend eine Trennung und stellt sich die Standard-Frage, warum man erst weiß, was man hatte, wenn es weg ist.

Celo & Abdi veröffentlichen demnächst ihr neues und herrlich falsch geschriebenes Album „Bonchance“. Jetzt haben sie sich richtig Mühe gegeben und einen unterhaltsamen Kurzfilm als Trailer fabriziert:

Ich lese ja sehr gern Stop/Look/ Listen von Jan Wehn auf allgood.de. Da sind mir diese drei Videos untergekommen, die ich sehr gut bis äußerst interessant finde: Rino Mandingo mit seinem MOT-Beitrag „Fahrradkette“, Die Futschis mit „Scheiß drauf“ und TAMI mit „Bukarest/Budapest“.

Happy 4/20 mit Lakmann, Der Plusmacher & Marsimoto

Happy 4/20 mit Lakmann, Plusmacher & Marsimoto

[UPDATE 25.04.: Marsimoto hat mit „Illegalize it“ direkt noch einen nachgeschoben. Außerdem gab es anlässlich des Happy 4/20 auch noch dieses nette Video, in dem Ex-Polizisten Gras rauchen. Quasi die Fortsetzung der älteren Damen.]

 

Weil 16:20 die perfekte Uhrzeit ist, um Feierabend zu machen und gestern der 20.04. aka 04/20 war, haben Bonvivants auf der ganzen Welt dieses schöne Datum gefeiert. Also Happy 4/20 (nachträglich), everyone! Auch Rap-Deutschland lässt sich da natürlich nicht lumpen.

Rooq, Lakmann und Der Plusmacher feiern den „Ganja Day“ selbstverständlich mit vielen Heilkräutern. Dazu gibt’s ein nettes Video und eine wundervolle Kombination: Der Plusmacher macht natürlich Plus. Und Lakmann („sowas wie der deutsche Sean Price„) killt wie immer. Der braucht auch bei ’nem 420-Themensong keine gute Laune, um einen denkwürdigen Part übers Kiffen aus dem Ärmel zu schütteln. Rooq zimmert dem Ganzen noch die perfekte Soundkulisse hin und Jay Baez cuttet sich einen Wolf. Happy 4/20!

Auch Marsimoto lässt sich das Datum nicht durch die Lappen gehen, sondern seine Promo-Aktion Alarmstufe Grün in einem Ankündigungs-Musikvideo kulminieren. „This is where Marsi lives“. Die Beats blubbern und wummern alles in Grund und Boden, dementsprechend wächst meine Lust auf ein neues Marsi-Album. Ansonsten: Geiler Jumpsuit, schicke neue Maske. Am 12.06. erscheint dann das Album und ich hoffe in der Promo-Phase auf etwas ähnlich Großartiges wie Grüner Samt – Der Film.

Währenddessen hat das Splash-Mag eine Liste mit den 20 besten Kiffer-Hymnen aufgestellt. Wie schon bei der JUICE-Weed-Hymnen-Liste gehe ich damit nicht so ganz konform (u.a. fehlt mir das hier), freue mich aber natürlich trotzdem sehr darüber. Aus rein theoretischem, historischem, beruflichem und pädagogischem Interesse, versteht sich. Weil – das wissen wir alle – ja nicht alle gleich auf Drogen reagieren. Also Vorsicht, sonst endet ihr wie Lance Butters in diesem Video zu „Es zieht/Ich zieh„. Sehr unangenehm. Happy 4/20!

Genetikk - Wünsch dir was

Genetikk – Wünsch dir was

Genetikk bringen mit „Wünsch dir was“ die zweite Video-Auskopplung aus dem kommenden Album „Achter Tag“ raus. Aber auch der Song haut mich jetzt nicht so von den Socken. Wo „Achter Tag/Dago“ pures Style Over Substance-Gedöns war, hat „Wünsch Dir was“ immerhin eine nicht zu überhörende Message. An sich eine schöne Sache, aber subtil geht anders, finde ich.

Das Video gefällt mir insgesamt sehr gut – obwohl hier auch stilistisch hauptsächlich mit dem Holzhammer gearbeitet wird. Textlich, vom Beat her und inhaltlich geht das alles klar, aber die Kinderchor-Gesänge nerven mich schon unglaublich doll. Schade. Ich muss mich wohl endgültig von den bitterbösen, bissigen und unbequemen Genetikk der ersten beiden Alben verabschieden und bekomme stattdessen Werbevideos für ihre eigene Klamotten-Marke. Mich würde mal interessieren, wo und von wem die HiKids-Shirts so genäht werden. Und natürlich, ob auf dem Album Songs drauf sind, die Rap-technisch an so etwas wie zum Beispiel „Inkubation“ oder „Puls“ heranreichen.

Du stirbst zuerst, wie das Scheiß-Gegenteil von Hoffnung.“ Soll heißen: Ich gebe die Hoffnung immer noch nicht auf, dass mir „Achter Tag“ gut gefällt. Auf „One“ von Azad und Savas waren ja schließlich auch Songs wie „All 4 One“ und „Guck My Man“ drauf.

Sie wissen Bescheid jetzt

Sie wissen Bescheid jetzt

Sie wissen Bescheid jetzt. Nicht nur Megaloh blickt zurück auf zwei erfolgreiche und aufregende Jahre. Ich habe in dem Zeitraum zwar kein Album releast, aber trotzdem mehr erreicht, als ich es mir hätte träumen lassen. Da wäre zum Beispiel das Praktikum bei detektor.fm, dass ich Anfang April 2013 begonnen habe. Meine ersten Veröffentlichungen im Internet (Review zu R.A. The Rugged Man – Legends Never Die) stammen von dort und ich konnte extrem viel lernen. Zum Beispiel, dass PR & Marketing nicht so mein Ding ist. Oder wie SEO funktioniert.

Darauf folgte die School of Hard Knocks bei der JUICE. Mit (fast) komplettem Wechsel der Redaktion und der Erkenntnis, dass Schreiben nicht gleich Schreiben ist. Ich war unglaublich schlecht, naiv und unbedarft, als ich da angefangen habe. Es war trotzdem oder gerade deshalb sehr gut, dass ich das gemacht habe. Immerhin habe ich mir so ja auch einen riesigen Traum erfüllt. Zwischendurch habe ich unabhängig davon Kool Savas wegen meiner Bachelorarbeit getroffen und er hat mir in der Zitadelle Spandau vor mehreren Zehntausend den Song Rapfilm gewidmet. Ich habe diverse Emails von Leuten erhalten, die meine BA in ihren wissenschaftlichen Arbeiten zitieren wollen und hab mit Prezident über den aktuellen Forschungsstand diskutiert. Außerdem durfte ich eines meiner Idole interviewen: Evidence. Und Lakmann (samt Witten Untouchable). Und Talib Kweli. Und überhaupt. Ich habe mich mit Azrael und Cherno abgeschossen und mit Seppo Käffchen getrunken. Geilerweise schreibe ich immer noch für die JUICE. In jeder Ausgabe stammt die Games-Seite von mir, ab und zu gibt’s auch noch mal ein Interview (zuletzt Robda, der sogar den Link zu dieser Seite auf facebook geteilt hat – noch sowas, das ich mir vor 2 Jahren nie hätte träumen lassen) oder ne Review.

Dann kam das Praktikum bei moviepilot.de, gefolgt von einer Tätigkeit als freier Autor. Zuerst schrieb ich täglich News-Beiträge zu allen möglichen Themen aus Film- und Fernsehen, später kam auch noch Gamespilot dazu. Um ein Haar wäre ich Redakteur bei mp geworden, aber es sollte wohl nicht so sein. Dafür bin ich immer noch bei gamespilot aktiv und habe bei moviepilot jetzt die wöchentliche Kolumne Aufreger der Woche übernommen. Wenn mir das irgendjemand vor 2 Jahren prophezeit hätte, hätte ich ihn oder sie wahrscheinlich einfach ausgelacht. Genauso, wie wenn mir jemand gesagt hätte, dass mir mal ein kompletter Hass-Artikel gewidmet wird, nur weil ein Sexist sowie Rassist nicht mit der Wahrheit klar kommt. Viel Feind, viel Ehr: Welcome to the Internet. Morgen schreibe ich dann meinen 900. Artikel auf movie-/gamespilot. Es ist unglaublich, aber wahr: Sie wissen Bescheid jetzt. Wenn also jemand einen professionellen Aufreger oder Autoren in den Bereichen Rap, Film oder Games braucht, zögert nicht, Euch an mich zu wenden. Ich habe meine drei Lieblings-Hobbies doch tatsächlich halbwegs erfolgreich zum Beruf machen können. And there was much rejoice.

TLDR:

Ansonsten habe ich hier noch ein paar weitere tolle Musikvideos versäumt, die ich Euch natürlich nicht vorenthalten will – solltet Ihr sie verpasst haben.

Mein derzeitiger absoluter Lieblings-Beat:

Robda hat noch zwei weitere „Dicke Bars“-Videos rausgehauen. Checkt Nummer 6 und Nummer 5:

Prezident hat nur so zum Spaß die „Handfeste EP“ veröffentlicht. Kann man hier runterladen. Darauf geht’s etwas konzeptloser zu als sonst, aber nicht weniger gut.  Zweites Video daraus: „Mount Average“.

Xatar „IZ DA“. Und wir wissen jetzt endlich auch, was er mit dem ganzen Gobild angestellt hat.

„Run The Jewels“ von El-P und Killer Mike gilt ja in Bescheidwisser-Kreisen als bestes Album des vergangenen Jahres. Ich muss gestehen, es mir bislang immer noch nicht komplett angehört zu haben. Aber dieses Video hier (mit Rage Against The Machines Zack de la Rocha) gefällt mir schon sehr, sehr gut. „Close Your Eyes (and count to fuck)“.

Wer irgendwie – warum auch immer – an Tech N9nes Fähigkeiten zweifeln sollte, der verstummt nach diesem Track. „Aw Yeah?“ Aw Yeah.

Rhymin Simon, Vokalmatador, Plaetter Pi, Sha-Karl, Michael Mic & Druss formen zusammen die Säcke. Geht insgesamt eher so, finde ich, aber freue mir gleichzeitig ein Loch in den Bauch ob eines neuen Rhymin Simon-Parts. Holla!

Ansonsten sind natürlich die beiden Alben „The Ecology“ von Fashawn sowie selbstverständlich „How To Pimp A Butterfly“ von Kendrick Lamar sehr zu empfehlen – auch wenn ich sie hier bisher nicht erwähnt habe. Unbedingt anhören! Ansonsten läuft bei mir Olexeshs „Masta“ sowie Hanybals „Weg von der Fahrbahn“ in Dauerschleife. Nicht umsonst, denn OL schreibt im Dreisatz: