„Boom Boom Boom Boom – Ich bring euch alle um!“ ist nicht gerade die subtilste Art der Kritik. Es verdeutlicht aber sehr schön die Wut und Verzweiflung, die einen heutzutage angesichts der vielen Idioten packen kann. Vielleicht verstehen sie es sonst auch nicht. Wobei die, die es gebrauchen könnten, sich das wahrscheinlich sowieso nicht anhören. Obwohl: Dank Circus Halligalli kennt jetzt auch der letzte Fernseh-Fan K.I.Z. und deren Song „Boom Boom Boom“. Von wegen Untergrund. Wahrscheinlich haben wir es auch Joko und Klaas zu verdanken, dass sich sogar die erzkonservative Welt dazu bemüßigt fühlt, etwas zu K.I.Z.s „Boom Boom Boom“ zu schreiben. Und wenn die überlegen, ob K.I.Z. hier zum Terrorismus aufrufen, steht Zweierlei fest: Die Welt hat nichts begriffen und K.I.Z. haben alles richtig gemacht. Frei nach dem Motto: Ein getroffener Hund bellt. Der Text trieft dann auch nur so vor rechtskonservativem Geblubber.
Finde die Fehler:
„Das radikale Berliner Rap-Kombinat K.I.Z. lädt ein zur Jagd auf die politische Lethargie des Mittelstands: ‚Ihr Partypatrioten/ Seid nur weniger konsequent als diese Hakenkreuz-Idioten/ Die gehn halt noch selber ein paar Ausländer töten/ Anstatt jemand zu bezahln, um sie vom Schlauchboot zu treten.‘ Irgendjemand ist richtig sauer, wenn er ausländermordende Neonazis in seinen Texten eine Stufe über dem Rest der Gesellschaft ansiedelt.“ [sic]
Die Gesellschaft unterteilt sich laut der Welt also in ausländermordende Neonazis und den Rest: Die Party-Patrioten aka Der Mittelstand. Das kann ich so jedenfalls nicht unterschreiben. Hier wird meiner Meinung nach auch nicht auf die politische Lethargie Jagd gemacht. Aber recht hat die Welt zumindest damit, das hier irgendjemand richtig sauer ist. Nicht ganz verstanden haben sie offenbar, warum – und auch nicht, wer hier wen umbringt, anzündet und aufknüpft. Vielleicht einfach nochmal ansehen, dieses wirklich unfassbar großartige Musikvideo zu „Boom Boom Boom“. Vielleicht fällt dann auch auf, dass darin keine „Ego-Shooter-Perspektiven“ zu entdecken sind. Oder dass die Kategorien Mainstream und Untergrund irgendwie nicht so recht passen wollen beziehungsweise falsch verteilt sind, wenn es um K.I.Z., Die Antilopen Gang, Zugezogen Maskulin und Deichkind geht.
Achja: „Wenn Rapper Kapitalisten den Kopf abschneiden“ macht sich als Schlagzeile natürlich super, führt aber leider meilenweit an der Sache, ja am Thema vorbei. Maxim kriegt im Video andeutungsweise die Kehle aufgeschlitzt, nicht den Kopf abgeschnitten. Er würde sich selbst wahrscheinlich auch eher als Kapitalismus-kritisch bezeichnen. Dafür ist er aber Rapper. Meine Interpretation: Der kapitalistische, rechte Lynchmob schneidet ihm die Kehle durch – korrekt müsste es also heißen: ‚Wenn Party-Patrioten Rappern die Kehle aufschlitzen‘. Das wird man ja wohl nochmal sagen dürfen und hat dann nur noch sehr wenig mit dem Islamischen Staat zu tun, liebe Welt. „Ich hab‘ noch nie so treue Sklaven gesehen.“
Schwierig
Ironischerweise hat Noisey am selben Tag, an dem Boom Boom Boom samt Video erschienen ist, einen Artikel namens „Politischer Deutschrap ist immer noch schwierig“ veröffentlicht. Ein ziemlich ätzender Artikel, der unter anderem beinhaltet, dass Sookee ja „eigentlich hochintelligent“ ist, aber halt leider eine Frau. Immer noch schwierig, ja. Immerhin erwähnen sie Ali As‘ und Pretty Mos „Deutscher/Ausländer„.
Ich feiere K.I.Z.s „Boom Boom Boom“ jedenfalls zu Tode, auch dank dieser Vengaboys-Ohrwurm-Granaten-Hook und natürlich für das extrem gelungene Video. Ich war beim Kannibalenlied ja noch sehr skeptisch (was in der Rückschau aber natürlich sehr viel mehr nach Kommunismus als Nationalsozialismus klingt), bin mittlerweile aber sehr zuversichtlich, dass mit „Hurra die Welt geht unter“ ein sehr starkes und vor allem politisches Album auf uns zukommt. Auch wenn das natürlich „immer noch schwierig“ ist.